Treffen sich ein Betrunkener und ein Nüchterner auf einer Parkbank

Morgengrauen oder Abenddämmerung. Ein alter, abgerissener Mann mit Lederjacke sitzt auf einer Parkbank. Ein Junge mit femininen Gesichtszügen und weiten weissen Kleidern gesellt sich zu ihm. Im Hintergrund kräht ab und zu eine Krähe.

Junge «…»
Mann «…»
Junge «Schön hier, nicht? Endlich mal wieder warm. Warm genug um draussen zu bleiben, sich in leichte Stoffe zu kleiden und ein wenig seichter zu leiden.»
Mann Rülpst. «Was hast du denn intus?»
Junge «Das Leben, die Liebe, den Himmel und die Erde. Merde. Am liebsten würd ich sterben, mich erheben und nach Allmächtigkeit streben…»
Der Mann zuckt mit den Schultern und nimmt einen tiefen Schluck aus seiner Flasche. «Wie auch immer…»
Der Junge nimmt ihm die Flasche aus der Hand und leert etwas vom Inhalt auf den Boden.
Der Mann w
ehrt sich halbherzig. «Was soll das denn jetzt?!»
Der Junge nimmt die Flasche ans Herz und tanzt mit ihr um die Parkbank. Er singt: «Armes kleines Menschenkind, strebst nach Glück, doch kennst es nicht. Fragst du mich so schenk ich’s dir, doch siehst du nicht, du armer Wicht, egal wie taub und chancenlos, jeder von uns kennt sein Los.»
Mann wütend. «Meine Flasche! Das ist meine Flasche. Gib sie wieder her!»
Der Junge überreicht sie verschüchtert.
Mann 
«Du singst wie ein Kind.» Nimmt noch einen Schluck. «Ein unheimliches Kind.» Schüttelt prüfend die Flasche. «Singst von Glück und Tod im gleichen Atemzug. Hälst dich wohl für besonders klug… Lass mich dir eines sagen:», nimmt wiederum einen Schluck, «solche Dinge sollte man besser nicht allzu sehr durchdenken. Hier,» bietet ihm die Flasche an, «das hilft.»
Der Junge nippt an der Flasche.
Mann 
«Gut so.» Gibt der Flasche einen Schups. «Und jetzt einen richtigen Schluck.»
Der Junge verschluckt sich und hustet.
Mann 
«Keine Angst, daran gewöhnst du dich. Genau wie an den Rest. Das Leben, die Liebe, denn Himmel und die Erde. Sogar an die vermaledeite Sonne, die Klimaerwärmung, Terrorismus, sterbende Kinder, 30-Kilo-Tumormasse und Müll in der Zahnpasta gewöhnst du dich. Ich hab mich auf jeden Fall an alles gewöhnt. Jetzt muss ich mich nur noch an die Gewohnheit gewöhnen. Aber da habe ich auch schon Hilfe gefunden.» Er weist auf die Flasche.
Der Junge hat sich vom Hustenanfall erholt. «Aber das ist ja Wasser.»
Mann «Auch daran gewöhnst du dich.»

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