Eingefallene Augenhöhlen, Stress-Akne, Zynismus im Endstadium und nervöse Zuckungen an den unterschiedlichsten Körperstellen – aka die Attribute eines Studenten um diese Jahreszeit.
«Bulimie-Lernen», meinte ein Dozent mal, «Sie stopfen sich das alles kurz vor den Prüfungen rein, und dann kotzen sie es am Test wieder aus.»
Sehr richtig, Herr Lehrer, irgendwas müssen wir ja essen, von fünf Mal Spagetti an Tomatensauce in der Woche wird uns schon lange nicht mehr schlecht.
Das Fressfest wird aber erst gestartet, wenn uns das Wasser bis zu den Augenringen steht. Und bis dahin gibt es noch einiges zu tun! Serien schauen sich schliesslich nicht von alleine, die unheimlichen Tiefen des Internets wollen auch erforscht werden und – waren Whatsapp-Gruppen eigentlich schon immer so spannend?
- Der Plötzlich-sind-Lippenstift-Tipps-doch-interessant-Chat
- Der Pfui-Schau-mal-was-der-Blerim-wieder-geschickt-hat-Chat
- Der Wir-schicken-viele-Anti-Lernen-Bilder-und-schauen-so-ob-wir-schon-anfangen-sollten-Chat (Ihr seid schon mal prophylaktisch auf stumm gestellt, ihr macht mich nur nervös.)
Chat zu, Laptop auf, jetzt wird gelernt!
Jedenfalls bis ein Facebook Post erscheint und behauptet: Nick Jonas‘ Nippel sind vermutlich grösser als deine Zukunftschancen.
Eine gründliche Recherche hat ergeben: Yep. Und gebräunter sind sie auch.
Und während wir uns frisch fröhlich sarkastisch gegenseitig auf Lern-Posts taggen, pulsiert die Ader an unserer Stirn im Takt der verstreichenden Zeit.
Tick, tack, tick – was ist eigentlich dein Fünfjahresplan?
Ein Reizwort. So wie Gelatine, Reggaeton, Tinderkinder und Wurstaufstrich aus der Tube. «Ich will doch nur überleben. Beziehungsweise durchschlafen!», schreit es im Kopf. Währenddessen spielen die anderen Stimmen ihr Spiel irgendwo zwischen RTL-Nachbarschaftsstreit und Tetris. Schreien, fallen sich ins Wort und legen sich übereinander.
Hoch und besorgt (könnte auch Mutti sein) in Richtung
deines Burgerwendenden-Zukunfts-Ichs (Tschtsch), das sich auf
deine Erwartungen (schreibt man die so?) gesetzt hat. Während
dein schlechtes Gewiss-
nein. Moment. Fehlalarm. Das ist Hunger.
Das «Schoggileben der Studenten» dauert zum Glück nur solange, bis die Ferien beginnen. Dann werden wir wieder eins mit dem Rest der Gesellschaft. Und klimatisieren uns zunächst zwei Wochen an dieses «Sozialleben» an. Noch ein Reizwort. Aber auch dagegen haben wir ein Mittel gefunden:
Das Globetrotter Life. Wo unsere pfeiltättowierten, naiven (aber weltdurchschauenden) Herzen hingehören. Mit dem VW-Bus in die schwedischen Wälder, weil da ist’s so unverbraucht, die Frauen so hei-
herzlich.
Oder in den Balkan, um den kleinen Initiativendurchsetzer in uns zu beruhigen.
Oder nach Amsterdam, da gruselts einen ja so schön im Rotlichtviertel.
(Bullshit. Vielleicht hat es sie ja vor mir gegruselt. Die Frauen hinter der Scheibe sind meinem Blick nämlich konsequent ausgewichen. Habe an dem Tag aber auch nicht geduscht.)
Wohin stürmt und drängt es uns überhaupt noch?
In den Eskapismus?
«Laaaaaaaaanweilig!», schreit die Welle und bricht über uns zusammen.
Jetzt mal angenommen, wir tauchen auf, kriegen das alles hin, Tetris wird ein Kinderspiel und wir finden einen Job, der nichts mit Bratfett zu tun hat – haben wir es dann geschafft oder können wir uns dann begraben? (Beziehungsweise unsere Asche in den Wind streuen, weil das freier und spezieller ist.) Ich meins ernst. Antworte mir. Du willst es doch auch. Alternativ kannst du auch hier und auf eigene Gefahr klicken.
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