Ich ärgere mich ‚mal wieder über mich selbst. Gerade habe ich mir schon wieder etwas auf Zalando bestellt. „Ich brauche einen Trenchcoat für die Übergangszeit“, habe ich mir eingeredet, wo doch die Übergangszeit eh schon fast vorbei ist, „jetzt ist auch noch der Preis reduziert, da muss ich zugreifen“, habe ich mich selbst beruhigt, wo mein Budget doch eigentlich genau mein Essen und die Lebenshaltungskosten beinhaltet.
Jeden Monat die gleiche Leier. Der Lohn kommt, ich denke mir: „Dieses Mal wird alles anders“, und nach vier Wochen sitze ich trotzdem wieder auf unbezahlten Rechnungen, die ich bis zur nächsten Lohnauszahlung aufschieben muss.
Ja, Geld ist schon eine komische Erfindung, denke ich mir immer in solchen Momenten. Ein Stückchen Papier oder Metall, vielleicht auch einfach eine Folge von Nullen und Einsen, die du nicht `mal anfassen kannst, geschweige den ihren Wert festhalten. Ich jedenfalls kriege es nie richtig zu greifen, dieses Geld. Denn du besitzt es, und doch besitzt du es nicht. Dein Geld gehört dir nie alleine. Es gehört der Bank, deinem Vermieter, der Telefongesellschaft. Bleibt etwas übrig, am Ende des Monats, gehört es dann deiner Altersvorsorge oder dem Staat. Und selbst wenn nicht: Kaufst du dir nichts von deinem Geld, hat es keinen Wert. Denn von Geld alleine kannst du nicht leben.
Vom Geld das ich nicht habe, kaufe ich mir also Dinge, die ich nicht brauche, damit ich wenigstens etwas mit dem mache, was sich in Nullen und Einsen auf meinem Konto aneinanderreiht. Und ohne weiter auf „Fightclub“ anspielen zu wollen (guter Film, gutes Buch, seriously) stelle ich mir hier und jetzt die Frage: Warum sollte ich eigentlich meinen fünfjährigen Wintermantel ersetzen, wenn er seinen Zweck noch erfüllt? Und wieso sollte ich mir neue Schuhe kaufen, wenn ich immer noch mindestens ein Paar unter dem Bett liegen habe? Wozu brauche ich sieben Taschen und zehn Paar Highheels? Warum habe ich immer das Gefühl von allem zu wenig zu haben, ob wohl ich die Hälfte gar nicht brauche?
Weil die Wirtschaft anders nicht funktionieren würde. Denn übermässiger Konsum hält das System am Laufen. Und weil wir immer weiter auf Wachstum setzen, gilt es bei uns Konsumenten Bedürfnisse zu wecken, die es so vorher so nicht gab. Werbung sei Dank glauben wir, dass neue Kleider, Smartphones oder Haarprodukte uns besser, schöner und schliesslich auch glücklicher machen. Das Paradoxe daran: Je materialistischer unsere Vorstellung von Glück, desto unglücklicher werden wir.
Kapitalismus ist nicht dazu gemacht, dass du als Individuum glücklich wirst. Oder noch einfacher ausgedrückt: Gewinn ist nicht gleich Glück.
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