Zwei Wanderer reden. Am Fusse des Olymp

«Lass mich dir erzählen, von meinen Wanderungen. Weit bin ich gegangen und nie zurückgekommen. Gesehen, mit meinen Augen, habe ich, was keiner mir will glauben. Was, wenn ich dir sage, dass es Giraffen gibt, die Flügel haben? Wenn ich dir erzähle, dass Elefanten nie vergessen und Mäuse gar nicht bescheiden sind. Hör mir zu, hörst du mir zu? Denn ich sage dir: Die Welt ist voller Wunder und so ist deine Fantasie.»

«Ich höre dir zu, hörst du mir zu?

Es gibt nichts, was es nicht gibt und doch hat alles seine Grenzen. Halte dich an das was du kennst und versuche nicht zu entweichen. Realität und Wirklichkeit sind zwei Paar Schuh, die uns das Gehn erleichtern.»

«Doch beide sind sie mir unbequem. Lass uns barfuss gehn. Der Weg mag steiler werden, doch schwer ist er nicht. Denn was, wenn Berge ewig schlafende Riesen wären und der Himmel ihr Leichentuch. Was, wenn Bäume eine Seele hätten und Steine ein Gedächtnis.

Kommst du mit?»

«Ich komme mit, doch schon schmerzen meine Beine. Die Steine sind spitzig, meine Füsse das nackte Gehen nicht gewohnt. Steine mögen ein Gedächtnis haben, trotzdem sind sie hart. Bäume mögen eine Seele haben, trotzdem sind sie stumm. Der Himmel ist mir nichts als ein blaues Firmament. Weder berührt er mich, noch werde ich ihn je erreichen.

So hör du auf mich: Bleib stehn, ruh dich mit mir aus. Lass uns die Füsse im kühlen Fluss des Wassers baden, in ihm spiegelt sich dein Riesenleichentuch. Lass uns darin eine Weile nach alt bekannten Sternbildern suchen. Sie werden uns den richtigen Weg schon zeigen.»

«Ich höre dich, doch kann ich dir nicht folgen. Denn was bedeutet mir der richtige Weg, wenn es tausend Wege gibt? Was brauche ich ein Sternbild, das mir den Weg anzeigt, wenn es doch tausend Sterne gibt? Ich versuche nicht zu finden, lieber bleibe ich auf der Suche. Ruhen kann ich später noch.»

«Später. Später. Später gibt es nicht. Hier und jetzt, das ist real. Halt dich fest, sonst rutschst du ab. Schuhe wären uns jetzt ein Vorteil.»

«Lieber falle ich, als dass ich bleibe. Denn gehe ich nicht aufwärts, zieht es mich hinunter. Komm, komm jetzt, weiter gehts. Lass uns sehen, was wir noch nie gesehen, fühlen, was uns bisher vorenthalten.

Ein Blick zurück, er lohnt sich nicht.»

«Ein Blick zurück lohnt sich nicht? Ist es denn nur die Angst vor der Tiefe, die dich weiter schickt?»

«So ist es nicht.»

«Ist es nicht? Dann sag mir, wie es ist. Bist du nicht ein Träumer, der vor der Nacht entflieht? Eine Motte auf dem Weg, die Sonne zu erreichen. Ikarus und Narziss, Romeo und Medusa in einem?»

«…»

«Du bist still, also stimmst du mir zu. Und doch wünschte ich mir, es wäre nicht so. Woran soll ich glauben, wenn nicht an den Gläubigen selbst? Komm, steh auf, ich stütze dich ein Stück.»

«Die Dunkelheit ist mir kein Gräuel und doch schlafe ich am Feuer. Stillstand meine einzige Angst, furchtlos bezwinge ich jedes andere Ungeheuer. Alleine habe ich jeden Berg erklommen, jetzt kann ich nicht mehr weiter.

Sag, warum trägst du mich, wo ich dich nicht einmal erheiter?»

«Ich sag es dir, also hör mir zu: Ich mag ein Wanderer sein, dennoch wäre ich am Fuss des Berges geblieben. Zu hoch erschien mir der Gipfel, unerreichbar mir mein Ziel. Alleine diesen Berg erklimmen, nie könnte mir das gelingen.

Zum Glück hat es dann noch diesen anderen Wanderer gegeben.»

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