«The Good Girl» – wie Pornos für Frauen langsam erwachsen werden

«The Good Girl» von Erika Lust (2004) war einer der ersten Pornos, die für ein Frauenpublikum produziert wurde. Ich google ihn und finde einen Link von Pornhub – die Seite, die ich, seit sich mein Frontallappen ausgebildet hat, meide. Ich versuche auszublenden, womit ich Pornos normalerweise in Verbindung bringe: Deepthroat und Stöhnen, das mich an Tierversuche erinnert.

11 148 Views. Und gleich einen mehr. Showtime. Die Pornagonistin (da bin ich besonders stolz drauf) telefoniert in der Anfangszene mit ihrer Freundin Julie, die ihr erzählt, dass sie Sex mit ihrem Yoga Instruktor gehabt hätte. Obwohl sie Julie beneidet, und gerne mal «etwas tun würde, das nicht von einem guten Mädchen erwartet wird» – ihre Comfort Zone ist stärker als sie. Das gute Mädchen verabschiedet sich mit den Worten, dass sie heute nur noch heiss duschen und eine Pizza bestellen möchte.

«I’m talking about my amazing fucking sex and you’re just thinking about pizza!»

So far, so relatable. Sprung nach vorne, der Pizzakurier klingelt, sie öffnet die Tür im Handtuch, blablabla, er geht wieder, hat seinen Fahrradhelm vergessen, kommt zurück, blablabla, sie lässt ihr Handtuch fallen, Musik, die ich sonst nur von RTL 2 Möbellierungssendungen kenne, setzt ein, der restliche Ton geht dafür aus und die beiden kommen zur Sache.

Obwohl der Zuschauer in eine Wohlfühloase aus erotischer Liftmusik, warmem Licht und realistischen Stellungen gepackt wird, baut der Film, zumindest zu mir, eine Distanz auf. Ich langweile mich und spule vor. Zum Schluss, so viel Kommerz muss sein, ejakuliert er ins Gesicht und die beiden kichern wie Freundinnen in einer Werbung für eine 3 in 1 Gesichtscreme.

Zumindest fühle ich mich nicht gedemütigt oder peinlich berührt – das ist schon mal mehr als ich mir von Pornos gewohnt bin. Aber macht das schon guten Porno für Frauen aus? Unterdessen hat sich Erika Lust weiterentwickelt, in ihrer neusten Produktion «XConfessions» können Frauen ihre Fantasien oder Geschichten einsenden und Erika Lust macht Indie Porno daraus.

Das Spektrum der feministischen Pornos geht heute erfolgreich über den visuellen Bereich hinaus. So produziert beispielsweise «Femtasy» erotische Hörbücher für Frauen und auf «Orgasmsoundlibrary» kannst du ganz anonym eine Audiodatei deines Orgasmus hochladen. Hier zeigt Pornografie endlich andere Gesichter als aggressive Penetration und schlechte Lichtverhältnisse. Und setzt auf seinen Ursprung:  Lust und Fantasie.

Quellen
The Good Girl (findest du bei deinem nächsten Pornhub-Besuch)
Orgasmsoundlibrary
Femtasy

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