Brauchen wir Drogen?

Abnehmen durch die Pille, bessere Noten Dank Ritalin. Das sind ja nur positive «Nebeneffekte» von respektablen Medikamenten. Gönn dir Digger. Aber nicht so viel, dass es auffällig wird. Das würde man dann nämlich Doping nennen und Doping, das wissen wir spätestens seit der letzten Olympiade, ist ziemlich verpönt. Man merke: Ein bisschen Medikamente oder Drogen dürfen beim sozialen Aufstieg helfen, doch zu viel davon und du fängst wieder von unten an. Es kommt, wie so oft, auf die Dosierung an.

Die Dosierung macht auch den Unterschied zwischen Medikament und Droge aus. Denn während die Droge beim Menschen Rausch und Abhängigkeit auslöst sind die Wirkstoffe in einem Medikament gerade so dosiert, dass sie uns gut tun. So zumindest die Theorie. Tatsächlich hiessen Medikamente früher Drogen. Das hat sich bis heute zum Beispiel in der englischen Sprache bewahrt. Der Begriff stammt aus dem Niederländischen und bedeutet «trocken». Auch das Wort Medikament hat eine Doppelbedeutung, stammt aus dem Lateinischen, und kann sowohl Heilmittel als auch Gift bedeuten. So weit, so unklar. Dazu kommt dann, das bis heute keiner klar definiert hat, wann nun Medikamentenmissbrauch, Doping oder eine gesundheitsfördernde Dosierung anfangen oder aufhören.

Besonders gut illustriert das die Erfindung von Ritalin: Erfunden wurde der Wirkstoff  1944 von Leandro Panizzoni, einem Chemiker der für Ciba arbeitetete, der Konzern ist heute als Novartis bekannt. Panizzoni entwickelte den Wirkstoff Methylphenidat – ein Amphetamin – und testete ihn gleich an sich selbst. Er spürte zunächst wenig davon. Aber um ganz sicher zu gehen, verabreichte er auch seiner Ehrfrau, Marguerite Panizzoni, etwas davon. Die war ganz begeistert von dessen Wirkung: Sie konnte nun besser Tennis spielen. Kurz entschlossen benannte Panizzoni seine Erfindung mit dem Kosenamen seiner Frau: Rita. Und daraus wurde Ritalin.

Ist Ritalin nun Droge, Medikament, Doping? Entscheide selbst.

Klar ist, dass die Grenzen unklar sind. Irgendwie sind Medikamente ja auch Doping für unsere Gesundheit. Sind Drogen vielleicht Doping für unser Bewusstsein? Und wie hiess eigentlich noch mal das Shampoo mit dem Werbespruch «Doping für die Haare»?

Ich werde mich in Zukunft ans Englische halten und definiere Drogen von nun an Sucht- wie auch Heilmittel.

Irgendwie geht es ja bei allem, das wir uns zuführen, darum, unsere Leistung zu steigern und das eigene Überleben zu sichern. Seien es nun Low-Carb-Kakao-Riegel oder Amphetamine. Höher, schneller, weiter: ein menschlicher Trieb, der durch nichts aufzuhalten ist. Also ja: Wir brauchen Drogen. Ob uns das gut tun wird, sei dahingestellt.

Quellen:

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