Brauchen wir Klicks?

Clickbait, Reichweite, Instant Gratification: Eine ganze Generation ist klickgesteuert. Glaubt man den Klicks.

Es ist schon auffällig, wie ähnlich die unterschiedlichsten Onlineplattformen aufgebaut sind. Egal ob es um Dating oder Einkaufen geht: Es wird zwischen den einzelnen Angeboten (Partner oder neue Hose?) hin und her geswipet. Gefällt dann etwas, bekommt es ein Herz, Stern oder Like, nur um dann auf einer «Wunsch»- oder «Match»-Liste bis in alle Ewigkeit zu verharren. Denn mehr als einen Klick, das war es nicht wert. Und das Commitment, der Hose oder dem Menschen in der nicht-digitalen Welt zu begegnen, das wäre zu viel verlangt. Dann könnte ich ja nicht mehr abwechselnd vom Calvin Klein Model oder eben von dessen Kleidern träumen. Ich brauche nur die Bestätigung, dass beides nur einen Klick entfernt wäre.

Es ist selten, dass ein Austausch online über einen Klick hinaus geht. Und doch messen wir alles daran. Meine Beliebtheit auf Facebook: Klicks. Der Erfolg eines Unternehmens: Klicks. Schönheit: Klicks. Originalität? Klicks. Witz? Klicks.

«Wenn dieses Selfie keine 30 Likes bekommt. Lösche ich es…» – Eine junge Frau am Smartphone.

«Bei 500 Likes verwandle ich den ‹Bachelor› in eine Comedyshow» – Die Reaktion eines CH-Rappers auf die Anfrage der Sendung «Der Bachelor».

«Mit einem Klick zum Glück» – Ein Reiseanbieter deiner Wahl.

Klick. Klick. Klick. Beinahe lautlos gleiten wir durch das Internet. Denn allen bösen Psychoanalysen und «die-Millenials-vermasseln-es-wieder-mal»-Texten zu trotz sind es nicht nur die Sozialen Medien, die ihre Algorithmen von Klicks bestimmen lassen.

Immerhin sind Klicks die am einfachsten messbare Grösse: Ein Klick bedeutet Aufmerksamkeit. Eine Million Klicks Werbekunden.

In einer immer komplizierteren Welt helfen Klicks zu sortieren. Interesse, vielleicht auch Relevanz, abzuschätzen. Dabei gilt: Ein Klick hat kein Mitgefühl. Kein Verständnis von Qualität. Kein Interesse und keine Neugier. Er ist immer nur so bedacht, wie derjenige, der den Klick ausführt.

Zeigt uns darum das Internet immer wieder eine hässliche Fratze? Weil Menschen unüberlegt Dinge anklicken und es dann nicht rückgängig machen können? Oder ist es eher so, dass Klicks unser wahres Wesen  darstellen? Wie immer ist es ein bisschen von beidem. Der Klick ist so etwas wie unser kleinster gemeinsamer Nenner. Gleichzeitig ist er das Maximum an Verbindlichkeit, das wir online gewillt sind, einzugehen. Brauchen wir Klicks? Nein. Aber irgendwie können wir auch nicht ohne.

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