Wenn der Speck gleichzeitig weg von der Hüfte und auf den Teller muss, dann bist du im Internet. Kein Ort zeigt so plakativ unser gespaltenes Verhältnis zu Essen auf: Unter #food zeigen selbsternannte Foodblogger vor Fett und Käse überquellende Burger, wickeln Fleischbällchen und Pommes mit Pizza, Speck und Käse ein nur um uns nach dem nächsten Refresh #veganlife und #fitforlife vorzuleben. Denn: Gesund zu essen gehört zum guten Ton. Geliked wird aber das, was uns – wenn auch nur für kurze Zeit – glücklich macht: Fast Food.
Fast Food vereint dadurch gleich drei Dinge, die unverzichtbar scheinen: Erstens ist das Schnelle Essen kalorienreich, zweitens spart es Zeit und drittens bekommen wir für unser nicht ‚mal selbstgemachtes Menu auch noch Bestätigung auf den Sozialen Medien.
Werden wir jetzt alle fett? Wir arbeiten daran. Einen Zusammenhang zwischen dem Posten von fett- und zuckerreichem Essen und Fettleibigkeit besteht, doch nur bedingt. Eine us-amerikanische Studie «#FoodPorn: Obesity Patterns in Culinary Interactions» hat anhand von Datensätzen der Plattformen Foursquare und Instagram untersucht, ob sich anhand der Essensposts und Hashtags voraussagen lässt, wie viele Übergewichtige Menschen an einem Ort Leben.
Sie haben herausgefunden: Über- und Normalgewichtige posten und liken beide zu gleichen Teilen ungesundes Essen. Es gibt dabei jedoch zwei interessante Unterschiede: Zum einen, und das scheint logisch, leben übergewichtige Menschen in ärmeren Gegenden mit mehr Fast Food Restaurants. Sie posten eher Fotos von Burgern und Pommes während schlanke Menschen eher Bilder von Donuts, Cupcakes und anderen Süssigkeiten teilen. Dazu kommt der feine aber doch wichtige Unterschied zwischen #dessert und #desserts: Wer mehr als einen Nachtisch isst, zeigt das in seinen Hashtags und sieht es auf der Waage.
Während ein Hashtag noch nicht unbedingt dick macht ist eines klar: #food und #foodporn machen unglücklich. Genauer hält uns die Allgegenwart von Fast Food davon ab, das Leben zu geniessen.
Wiederum eine us-amerikanische Studie «Too impatient to smell Roses» hat herausgefunden, dass alleine schon Bilder von Fast Food uns ungeduldig machen und das zur Folge hat, dass wir die schönen Dinge des Lebens weniger schätzen. Denn alleine schon durch den Anblick von Fast Food wird in uns ein bestimmter Modus eingestellt. Derselbe, den wir innehaben, wenn wir wiedermal am Arbeitsplatz zu Mittag essen, gleichzeitig ein Telefon machen und an einer Aufgabe weiterarbeiten. Wir wollen uns nicht auf das eine – Essen – konzentrieren, sondern möglichst gleichzeitig alles erledigen, was wir erledigen können.
Wir sind schliesslich nicht was wir essen, sondern wie wir es tun. #food ist das Symptom einer Gesellschaft, die neben dem Essen News konsumiert, mit Freuden spricht und online ein paar Schuhe bestellt. Wir sind nicht mehr hungrig im eigentlichen Sinne sondern verzehren uns nach Dingen, die wir nicht einfach erreichen können. Erfolg, Bestätigung, Liebe sind Langzeitprojekte, für die die Zeit fehlt. Währenddessen steht der nächste McDonalds nur 500 Meter entfernt.
Quellen:
- Too Impatient to Smell the Roses: Exposure to Fast Food Impedes Happiness – Julian House, Sanford E. DeVoe and Chen-Bo Zhong
- #FoodPorn: Obesity Patterns in Culinary Interactions – Yelena Mejova, Hamed Haddadi, Anastasios Noulas, Ingmar Weber
- Why we eat – School of Life
- What we Instagram: A First Analysis of Instagram Photo Content an User Types – Yuheng Hu, Lydia Manikonda, Subbarao Kambhampati
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